Walpurgis
Walpurga (ca. 710 – 779/780), in England geborene Missionarin und Benediktinerin, wurde an einem 1. Mai um 870 heiliggesprochen.
Zwar ist Walpurga die Schutzheilige der Bäuerinnen und Mägde, der Wöchnerinnen und Haustiere; sie hat mit Hexen und Magie allerdings rein gar nichts im Sinne. Nichtsdestotrotz: In der Walpurgisnacht, da der 30. April in den 1. Mai mündet, treffen sich Hexen und Teufel zum Hexensabbat und feiern ein Fest. Die Walpurgisbräuche speisen sich aus heidnischen Frühlingsriten. Derer gibt es viele, denn der Frühling hat es alljährlich immer wieder schwer, sich gegen seinen winterfesten Vorgänger durchzusetzen. Im Glauben der Germanen vertrieben Wotan und Freya den Winter und zeugten den Frühling. Im Laufe der Zeit, auch verstärkt durch die Angst vor der Inquisition, wurde aus der Göttin Freya eine Hexe und aus dem Gott Wotan der Teufel.
Wo es üblich ist, Walpurgisfeuer zu entfachen, heißt das Ereignis auch Hexnbrenn. Vom Beesnwedln oder Beesnwerfen sprechen die Vogtländer, wofür es keiner Erklärung bedarf. Walpurgis ist sicherlich eines der beliebtesten Feste des modernen, des neu entdeckten Heidentums.
Das Kraut Gundermann (Gundelrebe) wirkt entzündungshemmend und schleimlösend. In der Walpurgisnacht gepflückt, wehrt es bösen Zauber ab, feit gegen Blitz und Donner. Es schmeckt angenehm würzig und ist gut in Kräutersoßen und -suppen aufgehoben.
Es wird eine lange, aufregende Nacht. Und deshalb stärken wir uns mit Bärlauchbutterbroten und Stockbrot.
Stockbrot: Hefe- oder anderen Knetteig (nach Belieben süß oder pikant, mit oder ohne Kräuter) zu Röllchen formen. Teigrolle um die Spitze eines sauberen Stocks winden. Die Spitze selbst muss mit Teig bedeckt sein. Stecken über dem Walpurgisfeuer backen – Betonung liegt auf über, sonst verkohlt es, statt zu backen.
Waldmeisterbowle: Waldmeisterblättchen, gezupft am Vortag von noch nicht blühenden Pflanzen, in Weißwein einlegen. Mit gut gekühltem Sekt aufgießen. Servieren. Für die Kinder nehmen wir statt des Perlweins einen leicht gesüßten Pfefferminz- oder Yogitee und spritzen mit Mineralwasser auf.
Bauernregel
- Grünen die Eichen vor dem Mai, will's, dass der Sommer fruchtbar sei.
- Regen in der Walpurgisnacht hat stets ein gutes Jahr gebracht.
| | Anmerkung zur Freinacht: Im süddeutschen Raum gilt Walpurgis als Freinacht. Andernorts ist es die Nacht auf Pfingstmontag, die als solche, nämlich mit allerlei Unfug begangen wird. Im Mittelpunkt stehen gewisse Streiche. Als deren "Erfolg" werden am Morgen danach in der Nachbarschaft Gartentürchen, Leiterwagen, Schubkarren, auch mal motorisierte Fahrzeuge vermisst. Sie finden sich an den seltsamsten Orten wieder, auf dem Hausdach beispielsweise oder in der Scheune. Ursprünglich ging es um eine Art Abwehrzauber, weshalb man nicht aufgeräumte Sachen verschwinden ließ. Keinesfalls jedoch sollte dem Opfer des Tuns Schaden erstehen. Heutzutage wünschenswert sind mit Finesse geplante Scherze, die selbst der Genarrte ob ihrer Originalität zu schätzen wüsste. | | |
Hexenfeste
Walpurgis ist nicht das einzigste, in unseren Breiten aber wohl das bekannteste der Hexenfeste. Im Jahreslauf werden derer acht bedeutsame gefeiert:
- Samhain zu Halloween, dem Hexen-Neujahr, das hierbei gleichzeitg Winteranfang ist
- Alban Arthan oder Julfest zur Wintersonnenwende
- Brigid an Lichtmess
- Ostara zum Frühlingsbeginn (Tagundnachtgleiche)
- Beltane in der Walpurgisnacht, Frühlings- und Fruchtbarkeitsfest
- Alban Heffyn oder Litha zur Sommersonnenwende, Eichenfest
- Lugnasad, das Schnitterfest am 1. August
- Mabon zum Herbstbeginn (Tagundnachtgleiche)