Die Gabenbringer zur Weihnachtszeit

Früh übt sich; Foto: © Sylvia Koch Früh übt sich ...

Weihnachten ohne Geschenke? – Unvorstellbar. Doch kommt es dabei nicht auf Menge und Preis an. Sondern aufs liebevolle Aussuchen, Anfertigen und Verpacken.

Link zu Geschenk-Ideen, damit die Gabenbringer etwas zu tun bekommen

Die Garde der weihnachtlichen Geschenke-Überbringer führt der fränkische Pelzmärtel an. Der in Tierfelle gekleidete Heilige Martin kommt am 11. November und teilt Süßigkeiten aus. Da er weiß, dass die Kinder nicht immer artig sind, hat er den finsteren Krampus im Gefolge.

Niederländische Kinder freuen sich in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember auf Geschenke vom Sint Nicolaas. Der saust mit seinem Schimmel durch den Schornstein und legt die Gaben in die Holzpantinen. Begleitet wird der Heilige vom Zwarten Piet, der die bösen Kinder erschreckt. Quer durch die deutschen Lande dreht Nikolaus seine Runden. Was er nächtens nicht schafft, erledigt er an seinem Namenstag. Dann führt er den Grabbelsack mit sich, aus dem sich brave Kinder ein kleines Päckchen herausnehmen dürfen.

Ist es nicht zauberhaft, dass in der Vorweihnachtszeit ein jeder sich als Gabenbringer betätigen kann? Nämlich beim Wichteln, da Freunde, Bekannte und Kollegen einander beschenken. Zuvor wird ausgelost, wer wen überraschen darf. In Norddeutschland heißt das Wichteln Julklapp, in Österreich Engerl-Bengerl, in den USA Secret Santa. In Irland wichteln nur die Mädchen beim Kris Kindle, das seinen Namen hörbar mit unserem Christkind teilt.

In den 13 Tagen vor Weihnachten, zwischen dem 12. und 24. Dezember, spielen isländische Jólasveinar den Menschen troll-dreiste Streiche. Am 12. beginnt der erste, und jeden Tag kommt ein weiterer hinzu. Die Weihnachtsgesellen sind 13 Trolle, die der Liaison einer Hexe mit einem Riesen entstammen. Früher nahmen sie den Kindern diverse Sachen weg. Heute soll es schon mal vorkommen, dass sie die Kleinen beschenken. Freilich nur die artigen Kinder. Wer eine Kartoffel geschenkt bekommt, gehört dem Vernehmen nach wohl nicht zu den Braven. Ab dem 25. Dezember verschwindet jeden Tag einer der Trolle. Der letzte wird am 6. Januar mit einem bunten Feuerwerk verabschiedet.

An Lucia (13.12.) feiern die Schweden das Lichterfest. Am Abend bringen die Kinder ihren Wunschzettel in den Schuppen oder in die Scheune. Wenn sie Glück haben, war Tomte, der Weihnachtswichtel, schon da und hat ihnen eine kleine Gabe hinterlegt.

Zum schwedischen Julklapp reißt jemand die Tür auf, schmeißt seine Mitbringsel in die Wohnstube und verschwindet wieder. Das wird wohl Jultomte oder einer seiner Gehilfen, einer der Tomtebisse, gewesen sein. Womöglich haben sie noch viel zu tun, weshalb sie so eiligst abrauschen. In der Oberlausitz war in gleicher Mission einst der Einschmeißer unterwegs. Wer auch immer sich dahinter verbarg – er warf Äpfel und Nüsse in die Häuser und trollte sich.

In Ungarn bekommen die Kinder am 6. Dezember vom Mikulás die Schuhe gefüllt. Mit Süßem oder einer Rute. Am Heiligen Abend dann geht es mit dem Luca-Stuhl in die Kirche zur Christmette. Der Stuhl wird ab dem Luca-Tag (13. Dezember) selbst gebaut. Wer auf ihm steht, kann Hexen entdecken und sie vertreiben helfen.

Spätestens am Mittwoch vor der Weihnacht macht sich Dźěćetko, das sorbische Christkind, auf den Weg zu den Kindern. Es bringt in Begleitung von zwei Mädchen ein paar Süßigkeiten vorbei. Die Mädchen sorgen dafür, dass sich das Bescherkind nicht verläuft. Denn es trägt einen traditionellen Kopfputz mit herabhängenden Bändern, die sein Gesicht samt Sicht verdecken.

Julenisse; Foto: © Sylvia Koch Julenisse

In Norwegen und Dänemark ist der Julenisse (Weihnachts-Nils/Nikolaus) unterwegs. Zum Dank für seine Dienste stellen die Menschen ihm am Heiligen Abend einen Milchreis mit Zimtzucker vor die Tür. In ländlichen Gebieten ist dies mit Bitten um ein gutes Erntejahr verbunden. Wohlgesonnen stimmt den Nisse, wenn inmitten des Milchreises ein großer Klecks zerlassener Butter leuchtet.

Deutschlands Norden und der Osten befinden sich fest in der Hand des Weihnachtsmannes; und im Süden beschert das Christkind am Heiligen Abend. Der Weihnachtsmann ist in Europa schon lange vor dem 19. Jahrhundert unterwegs. Dass die CocaCola Company ihn erfunden habe, stimmt somit nicht. Allerdings ist er marketingstrategisch arg im Stress, seit Mr. W. alias Santa Claus von genanntem Getränkeriesen in Beschlag genommen wurde.

Recht derb erscheint uns ein katalanischer Weihnachtsbrauch. Ab dem 8. Dezember (Maria Empfängnis) wird Caga Tió tagtäglich gefüttert mit Orangen, Nüssen, Schokolade und Brot. Diese Pflege gedeiht ihm an, damit er zum Weihnachtsabend recht fleißig Geschenke – hm, nun ja – ausscheiden kann. Caga Tió ist nämlich nichts anderes als der Kackende Holzklotz: ein Baumstamm oder kräftiger Ast, dessen Schnittfläche als fröhliches Gesicht bemalt wird. Er trägt ein rotes Mützchen und einer Zudecke wärmt ihn. Zwecks Bescherung schlagen die Kinder, ein Liedchen singend, mit Stöcken auf den Holzscheit ein, der dann tatsächlich kleine Geschenke ausbringt, die sich – Überraschung! – unter seiner Decke finden.

Am ersten Weihnachtsfeiertag macht sich in Frankreich Père Noël auf den Weg zu den Kindern. Er trägt einen langen, roten Überrock und eine Zipfelmütze. Sowie einen Korb voller Geschenke auf dem Rücken.

In Nordamerika und in Australien saust Santa Claus per Rentierschlitten über Land und wirft in der Nacht zum 25. Dezember die Geschenke in den Kamin. Gelegentlich nimmt er sich die Zeit, höchstpersönlich durch den Schlot zu rutschen, um Gaben in die aufgehängten Weihnachtsstrümpfe zu stecken.

In Russland wird am 31. Dezember das Jolkafest begangen, das seinen Namen vom russischen Wort für den Tannenbaum ableitet. Es war das in kommunistischer Zeit verordnete, auf atheistische Weise zu feiernde Fest. Djed Moros, das Väterchen Frost, kommt in Begleitung eines kleinen Mädchens und bringt den Kindern Geschenke. Die Kleine heißt Snegurotschka, Schneeflöckchen, und ist die Enkelin des Frostigen. Djed Moros ist hauptberuflich für einen strengen, gar zapfig-kalten Winter zuständig.

Die russisch-orthodoxe Weihnacht fällt per Julianischer Zeitrechnung auf den 7. Januar. Während es zum eher weltlichen und daher in der Sowjetunion präferierten Jolkafest Geschenke gibt, steht für die orthodoxen Christen eine feierliche Messe im Mittelpunkt.

In weiten Teilen der christlich-orthodoxen Ostkirche beschert der Heilige Basilius am 1. oder 2. Januar.

Die Dreikönigshexe Befana ist in verschiedenen Gebieten Italiens unterwegs. Sie verteilt ihre Gaben in der Nacht zum 6. Januar. Da die Hexe natürlich auf einem Besen durch den Kamin einfliegt, schaut sie schwarz verrußt aus. Bösen Kindern steckt sie allerdings keine Süßigkeiten in die Schuhe, sondern Holzscheite und Kohlestücke. Befana leitet sich ab von Epiphanie (griech. epiphaneia = Erscheinung; 6. Januar = Feiertag zur Erscheinung des Herrn).

Präsente gibt es in Portugal und Spanien am 6. JanuarCaspar, Melchior und Balthasar reiten am 5. Januar auf Kamelen durch die Orte, bringen ihr Gefolge und Geschenke mit. Jedoch verteilen sie auch Kohlestücke an die weniger braven Kinder. Die "Kohle" besteht zwar aus Zucker, ist trotzdem nicht so sehr begehrt.

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