Das Pfingstfest

Das christliche Pfingstfest überlagert sich mit heidnischen Erntedankfesten. Es sind die erste Heumahd und die Ernte von Roggen und Gerste im Gange, vielleicht bereits eingebracht. Zwischen Christi Himmelfahrt und Fronleichnam finden Feldumritte statt, z.B. in Bad Kötzting und Ochsenfurt. Für Bad Kötzting empfiehlt sich hierzu ein Besuch im Pfingstritt-Museum. Die Ochsenfurter verbinden den St. Wolfgangs-Ritt traditionell mit dem Bratwurstfest. Wobei der Pferdeumzug nur aller zwei Jahre und zwar in den ungeraden veranstaltet wird.

Das Wort Pfingsten ging aus dem griechischen pentecoste (= der fünfzigste Tag) hervor, derweil das Fest fünfzig Tage nach Ostern gefeiert wird. Mit ihm endet der österliche Festkreis. Jesu Jünger waren diese Zeitlang in sich gekehrt und beschäftigt, die Geschehnisse rund um Jesu Kreuzigung zu begreifen. Erst danach fühlten sie sich bereit und fähig, die Botschaft von der Auferstehung zu verkünden. Aus diesem Prozess heraus wurde Pfingsten zum Gründungsfest der christlichen Kirche. Die Institution Kirche (griechisch kyriakov = Haus des Herrn, dem Herrn gehörig) sieht sich als Mittler und Bewahrer der Geschichten um Jesus.

Kaum zu glauben, aber wahr: Wir finden in unseren zahlreichen Kochbüchern nicht ein einziges Rezept speziell für Pfingsten (**)! Und alle, die wir fragen, antworten mit einem Schulterzucken. Oder mit "Pfingstochse". Aber dieser ist ungenießbar, er lebt bekanntlich glücklich und fidel und verbietet sich jedes Anknabbern. Denn als Pfingstochse wird am Pfingstsonntag jenes Familienmitglied benannt, das morgens als letztes aus seinem Bett findet. Mancherorts heißt er Pfingstlümmel, welcher auserkoren ist, des Abends einen Strohbund auf dem Kopf zu tragen. In Norddeutschland muss hierfür der Pingstvoss (Pfingstfuchs) herhalten. Um nichts dem Zufall zu überlassen, verabreden sich junge Leute und sorgen vorab dafür, dass ein bestimmter Teilnehmer mit Hindernissen zu kämpfen hat. Weshalb er zu spät zum Treffen kommt. Überlieferungen berichten darüber hinaus vom Pfingstfuchs, der einst an einer Leine durchs Dorf spazieren geführt wurde.

Mit dem Pfingstochsen kehren wir zurück zur Überlieferung. Er bezeugt, dass Pfingsten einst eine Feier war, die mit Tieropfern zelebriert wurde. Zu solchem Hirtenfest wurden insbesondere die Rinder aufgeputzt mit Blumen, bunten Bändern und Feldfrüchten. Von daher kommt es, dass wir übertrieben ausstaffierte Leute als Pfingstochsen bezeichnen.

Gefragt sind die geschmückten Tiere auch, wenn es zum Vieh- oder Almauftrieb geht. Die Bauern übergeben ihre Herde einem Hirten, der sie über den Sommer in den Bergen betreut. Erst in etwa 100 Tagen wird das Vieh wieder zurück gebracht. Während in Mittel- und Norddeutschland, z.B. im südlichen Harz, in der Holsteinischen Schweiz und im Sauerland, die festlichen Auftriebe im Frühsommer sehenswert sind, werden in der Alpenregion besonders die herbstlichen Abtriebe zelebriert.

** PS:

Inzwischen hörten wir von pfingstlichem Brauchtums-Gebäck: In Tschechien gibt es eine Pfingstbrezel, die an Kinder verschenkt wird. Und in Niederbayern ein Gebildbrot, das Pfingstweiberl mit Kräutern.

Pfingstrosen; Foto: © Sylvia Koch Pfingstrosen

Die Blume des Tages ist die Pfingstrose alias Pumpel- oder Bauernrose. Sie ist weniger zierlich und edel als ihre dornige Schwester, duftet aber ebenso betörend. Wer Pfingstrosen in die Vase stellen will, schneidet am besten die recht schweren Blütenköpfe knapp unterm Blütenboden ab und legt sie einzeln in eine flache Schale mit Wasser. Im Christentum symbolisieren die Pfingstrosen Heilung und Reichtum.

Wetterregeln

  • Nasse Pfingsten – fette Weihnacht.
  • Wenn’s zu Pfingsten regnet, ist die Erde wohlgesegnet.
  • Hat Marg'ret (10. Juni) keinen Sonnenschein, kommt das Heu nie trocken rein.
  • Fronleichnam schön und klar, sagt an ein gutes Jahr.
  • Wenn nass und kalt der Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr.

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