Luther & Co

Heiligenverehrung war Martin Luther zuwider. Ein Grund, weshalb ihm beispielsweise die weihnachtliche Bescherung durch das Christkind viel genehmer schien als die durch den Heiligen Nikolaus.

Luther Marienkirche Pirna; Foto: © Sylvia Koch Martin Luther (Marienkirche Pirna)

Ironie der Geschichte:

Es sind vor allem Katholiken, die vehement einen Weihnachtsmann ablehnen und viel mehr das protestantisch protegierte Christkind lieben. 

Was wohl würde Martin Luther von der Verehrung seiner Person wie auch von der Vermarktung seines Namens halten? Denn mittlerweile gibt es Vielerlei, wofür er seinen Nimbus hergeben muss.

Luther-Eiche; Foto: © Sylvia Koch Luther-Eiche in Zavelstein

Lutherbäume sind meist Eichen, ansonsten Buchen, Linden oder Ulmen. Allesamt wurden sie dem Reformator zu Ehren gepflanzt.

Lutherbauwerke wurden nicht vom Junker Jörg errichtet, sind indes ihm gewidmet. Daher gibt es sie alle: die Lutherbrunnen u.a. in Tambach(-Dietharz), Freiberg, Mansfeld und Ludwigshafen am Rhein, dazu mindestens eine Handvoll Luthertürme, zig Lutherbrücken, unzählige Lutherstraßen. Und sogar ganze Lutherstädte, nämlich Eisleben und Wittenberg. 

Lutherbonbons schmecken verschieden fruchtig. Sie werden gern an Kinder verschenkt, die an Halloween "Süßes oder Saures!" fordern. Leider ist fraglich, ob die eigentliche Botschaft, nämlich der Reformation zu gedenken, ankommt.

Das Lutherbrot ist ein dem Christstollen ähnliches Gebäck, allerdings zum Rundlaib geformt, ungebuttert und ohne Staubzuckerbeschneiung. Dafür wird es aprikotiert und erhält eine Schokoladen-Glasur. In bescheidenerer Ausführung gibt es Reformationsbrötchen.

Lutherkekse sind rund und meist aus einem butterigen Mürbeteig hergestellt. Ihre Oberseite ist geprägt mit der Lutherrose (s. u.).

Verschiedene Organisationen bieten ein Luthermahl an. Es werden Gerichte aus der Zeit von Luthers Wirken aufgetischt, weshalb die Szenerie einem Mittelaltergelage ähnelt. Dabei soll möglichst stilecht gespeist werden. Umrahmt wird die Veranstaltung musikalisch sowie mit mehr oder minder belehrenden oder spaßigen Ausführungen über Luther und seine Epoche – was den Bildungsanspruch zu wahren hilft. 

Insbesonders seit 2017, dem Jubiläumsjahr der Reformation, blüht und gedeiht das Luther-Merchandising. Es offeriert Socken, Hocker, Handy-Schutzhüllen, Stifte, Comics, Tassen, Brotzeitdosen, Schneidebrettchen, Einkaufswagen-Chips, Schlüsselanhänger, Postkarten, Poster und so weiter und so fort. Und Bier. All diese Dinge tragen freilich ein Luther- vor sich her. Überdies gab es einen Playmobil®-Luther, der zumindest zeitweise zur meistverkauften Figur des Spielsystem-Herstellers avancierte.

Der Lutherrock ist eine evangelische Amtstracht, zumeist maßgeschneidert. Die Soutane erhielt ihren Namen nun tatsächlich im Gedenken an Martin Luther; dto die Lutherweste.

Zu guter Letzt:

Die Lutherrose – Jawohl, die ist echt lutherisch! Sie ist das Siegelmotiv, welches Luther ab 1530 für seinen Briefverkehr verwandte: ein schwarzes Kreuz im Herzen einer weißen Rose. Heute ist die Lutherrose unter anderem ein Symbol der evangelisch-lutherischen Kirchen, außerdem Teil mehrerer (Stadt-) Wappen.

Diese Aufzählung ist – weiß Luther! – bei Weitem nicht vollständig. Ja, es wäre wirklich interessant zu wissen, was Martin Luther von all dem hielte. Es ist jedenfalls ein weiterer Aspekt zur Ironie der Geschichte(n) rund um den Reformator, siehe oben.

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