Gerade in Zeiten, da sich das Fasten ausdrücklich auf die Nahrungs(nicht)aufnahme bezog, musste der praktizierende Christ gelegentlich doch etwas Stärkendes zu sich nehmen. Weshalb die Einsicht gebot:
Aus diesem Grunde, nebenher dem Hunger gehorchend (und nur deshalb 😊!), erfanden die Mönche das Starkbier. Und darüber hinaus segensreiche Speisen:
Fastensuppen waren ursprünglich nur heiße Flüssigkeiten mit wenigen Geschmacksträgern. Dazu gab es Brot zum Sattwerden. Wenn wir uns die Rezepturen anschauen, erkennen wir, dass es bei all dem nicht ums Hungern, gar um Gewichtsreduktion ging. Vielmehr boten und bieten die Suppen Gelegenheit, aus einfachen Zutaten etwas Köstliches zu kochen, sich gleichzeitig bewusst, nahrhaft und wohlschmeckend zu ernähren.
Grundlage vieler Suppen ist die Fastenwurzelbrühe:
Karotten, Zwiebeln, Lauch und Sellerie putzen und klein schneiden. Gemüse in etwas Butter hell anschwitzen. Mit Wasser auffüllen, Kräuter (z.B. Petersilie, Brennnesselblätter, Erdbeerblättchen, Brunnenkresse, Löwenzahn, Kerbel oder Sauerampfer) grob zupfen und mitkochen lassen. Brühe köcheln lassen, gelegentlich Schaum abschöpfen und zum Servieren durch ein sehr feines Sieb seihen.
Geröstete Semmelbrösel, -würfel oder -scheiben auf einen Teller geben, mit Fastenwurzelbrühe auffüllen. In die Mitte ein frisches Eigelb setzen. Die Suppe kann mit gedünsteten Zwiebelringen variiert werden.
Einen fest gekneteten Nudelteig fein reiben. Diesen Grimiteig (= geriebenen Teig) in einer Brühe garziehen lassen, mit frischen Kräutern abschmecken. Die bayrische Grimiteigsuppn heißt in Schwaben Riebeles- auch Brüsle-/Breeslasupp.
Sauerampferblätter fein schneiden, in etwas Butter anschwitzen, etwas Mehl darüber stäuben. Mit Fastenwurzelbrühe auffüllen. Geröstete Brotscheiben dazu reichen.
Sellerie, Petersilienwurzel, Karotten und Pastinakenwurzel klein schneiden, in etwas Öl dünsten, Semmelbrösel dazu. Je größer der Brotbröselzusatz, desto dicker und sättigender wird die Suppe. Mit Fastenwurzelbrühe ablöschen bis zur gewünschten Konsistenz. Weitere 10 Minuten kochen lassen. Mit gehackten Kräutern, Salz und Pfeffer abschmecken und etwas Sahne oder Ei abziehen. Variation: Gemüse in der Suppe pürieren und statt mit Fastenwurzelbrühe mit Bier oder Wein ablöschen.
Weißer und Roter Presssack wird in dünne Scheiben geschnitten, auf Teller verteilt und angerichtet, mit Zwiebelringen garniert, Öl und Essig beträufelt. Dazu können Bauernbrot oder Bratkartoffeln gereicht werden.
Eine helle Mehlschwitze wird mit Gemüsebrühe abgelöscht. Mit wenig Salz und Pfeffer würzen. Am Ende der Garzeit frische grüne, gehackte Kräuter (z.B. Sauerampfer, Bärlauch, Schnittlauch, Kerbel, Kresse, Petersilie) kurz mitkochen, sofort auftragen.
In etwas Butter Zwiebelringe oder eine zerdrückte Knoblauchzehe anschwitzen. Eine mehlige Kartoffel schälen, fein würfeln, in der Butter schmoren. Mit Gemüsebrühe auffüllen, dann 10 Minuten kochen lassen. 9 verschiedene Kräuter (z.B. Bärlauch, Beifuß, Brennnessel, Brunnenkresse, Gänseblümchen, Giersch, Kerbel, Knobauchsrauke, Löwenzahn, Sauerampfer, Schafgarbe, Scharbockskraut, Wegerich, Wiesenschaumkraut) putzen, zupfen oder klein schneiden, zur Brühe geben. Einmal aufkochen, dann 5 Minuten ziehen lassen.
Ein fester Nudelteig wird mit einer groben Reibe gereffelt, so dass sich Zwudel/Riebele bilden. Die Zwudel in kochender Milch garen, mit Zimtzucker abschmecken und brauner Butter aufwerten.
Einen dicken Grießbrei kochen, löffelweise Portiönchen abstechen, die durch eine gut gefettete Pfanne geschwenkt werden. Pikant mit Kräuterpesto oder mit Kompott auftragen.
Hedwigs, mundartig verkürzte hede (heiße) Wecken, sind Korinthen-Hefesemmeln, die insbesonders in Nordwestdeutschland und immer warm gegessen werden. Zum Mittagessen in der Fastenzeit wird der Heißweck aufgeschnitten. Das mit Butter beschmierte Unterteil legen wir auf den Suppenteller und bestreuen es mit Zimtzucker. Das Oberteil wird drauf gesetzt und die Hedwig mit heißer Milch übergossen.
Eine in feine Streifen geschnittene Milchsemmel wird mit kochender Milch aufgegossen. Kurz ziehen lassen, damit die Semmel aufquellen kann.
Wie die süße zubereiten (vorheriges Rezept), jedoch: Statt Milchsemmel zerbröckelten Zwieback oder Weißbrotscheiben verwenden und mit Pfeffer würzen.
Weißbier mit heller Mehlschwitze oder Schwarzbier mit dunkler Einbrenne binden und aufkochen lassen. Mit Zimt, Nelke oder Muskat und etwas Zitronensaft würzen, wenig Zucker dazu. 2 Minuten abkühlen lassen, dann mit Eigelb abziehen. Nicht mehr aufkochen! Auf Weißbrot anrichten.
Schokolade wurde im 16. Jahrhundert von Papst Pius V. als Fastenspeise zugelassen.
Drum sei es: 150 – 200 g Schokolade zerteilen. Nicht naschen, sonst droht Frust, weil die fertige Suppe noch viel besser schmeckt, aber nicht reicht! Schokoladenstückchen in 1 l heißer Milch schmelzen lassen. Nach kurzem Abkühlen mit 2 bis 4 Eigelben binden, auf Zwieback anrichten. Je nach Lieblingsgeschmack kann diese Suppe mit Vanille, Zimt, Zucker, Rotwein, Rosinen oder Rum verfeinert werden. Die übrigen Eiweiß zu Schnee schlagen, mit Vanillezucker süßen und als Tupfer auf die Schokoladensuppe setzen.