Mallorca – im Mandelblütenmeer

Mandelblüte; Fotos: © Sylvia Koch

Party-Urlaub ist nicht jedermanns Sache, mich beispielsweise reizte er nie. Daher kam Mallorca als Reiseziel lange Zeit nicht infrage. Doch als ich von der inseltypischen Mandelblüte hörte, wurde ich neugierig. Die Aussicht darauf packte mich und ich meine Koffer.
In einem wunderbar milden Februar bot sich mir die Gelegenheit, die rosarote Blütenpracht auf Mallorca bestaunen zu dürfen.
Auf der Insel gibt es einige Plantagen und viele wild verstreut wachsende Mandelbäume. Sie summieren sich auf mehrere Millionen! Alljährlich, etwa ab Februar bis Mitte März, knospen sie und zeigen ihre Blüten in weißen, hell- bis dunkelrosafarbenen Blüten. Wann genau sie aufspringen, ist von der Baumsorte, von der Lage und dem Wetter abhängig. Glücklicherweise wird unsere Reisegruppe von einer alteingesessenen Mallorquinerin betreut. Sie weiß genau, wo und wann gerade das berauschendste Farbenspiel im Gange ist.

Nur Ballermann? Fotos: © Sylvia Koch

Was mir nebenbei natürlich nicht entgeht: Die Lieblingsinsel der deutschen Touristen bietet viel mehr als nur Ballermann-Atmosphäre. Das Wort Ballermann ist eine Verballhornung des spanischen Balneario (= Bad), wonach die Abschnitte des Strandes El Arenal im Südsüdosten der Insel benannt sind. Und womit das gesamte Eiland in Verruf gebracht wurde. Immerhin zeigen sich die balnearios zumindest im Februar lammfromm.

Auf der Jagd nach Mandelblüten lernen wir die gesamte Insel näher kennen. Es gibt mehrere Höhlen, unzählige Castelle und Wehranlagen, Museen, Kirchenbauten und Klöster. Fincas und historische Landgüter, auf denen das Leben vergangener Jahrhunderte eingefangen ist.
Vielerlei Freizeitaktivitäten sind möglich, Wandern und Radeln, Wassersport natürlich, auch ein Besuch des PalmaAquariums, das (selbst Untauchlichen) einen Blick in Unterwasserwelten gestattet.

Mallorca rundum; Fotos: © Sylvia Koch

 Spaniens größte Insel ist überaus abwechslungsreich und sehenswert und zwar rundum entlang der über 500 km langen Küste.

Im Norden grüßt der Mirador de Es Colomer alias de la Creueta. Er steht in einer Reihe unzähliger weiterer Aussichtsanlagen.
An der Ostküste geht es touristisch etwas geruhsamer zu.
Am ruhigsten (indessen auch am teuersten) gibt sich der südöstliche Zipfel.
Richtiger Touristentrubel passiert im Süden und Südosten, insbesonders in der Bucht von Palma bei El Arenal. Nahebei befindet sich die Inselhauptstadt Palma, für sich allein bereits eine beliebte Attraktion. Der Ort besticht mit einer lebhaften Altstadt, bietet neben dem Almudaina-Palast zusätzlich die kreisrunde Burg Bellver, Gelegenheiten zum Bummeln oder Einkaufen und kulinarische Verführungen sowieso. Gekrönt wird Palma durch die unvergleichliche gotische Catedral-Basílica de Santa María, die sich nahe des Meeresufers befindet.
Im Westen der Insel erstreckt sich das Tramuntana-Gebirge mit mehreren Tausender-Gipfeln. Hierin eingebettet liegen auch die überregional bedeutsamen Gemeinden Valldemossa und Sóller. Das Dorf Valldemossa ist berühmt für sein Kartäuserkloster, worin sich zeitweilig das Künstlerpaar George Sand und Frédéric Chopin aufhielt. Das Zentrum der Kleinstadt Sóller wird von der imposanten Kirche San Bartolomé beherrscht. Touristen und darunter insbesondere die Interessenten von Schienenfahrzeugen erfreuen sich an der Museums-Straßenbahn, die zwischen Sóller und Porto de Sóller verkehrt, sowie an der historischen Eisenbahn, die Sóller mit Palma verbindet. Die Bahn, auch "Roter Blitz" oder Orangenexpress benannt, benötigt für die Strecke von knapp 30 km etwa eine Stunde. Erbaut, um Zitrusfrüchte schnell in die Hauptstadt zu bringen, dient sie heute nur mehr der Entspannung, weshalb sie grad schnell genug unterwegs ist.
Im Inselinneren, das geografisch als weite Ebene anzusehen ist, lassen sich wundervolle Fincas entdecken und Ölmühlen bestaunen. Mittwochs lockt der traditionelle Bauernmarkt in Sineu Einheimische wie Touristen an.

kulinarisch; Fotos: © Sylvia Koch


Idyllische Ruheoasen; Fotos: © Sylvia Koch


Wer die einheimische Küche probieren möchte, muss die Urlauberzentren meiden, die Touristenpfade verlassen.

Abseits der vielbesuchten Strände, an denen die Wirte zumeist deutsche und britische Speisen offerieren, sowie im Landesinneren finden sich die Lokale mit mediterranem Flair. Hier wird authentisch mallorquinisch gekocht mit Lamm und Kaninchen, mit Fisch natürlich, mit Orangen, vielerlei Gemüse und Oliven. An süßem Gebäck sollte unbedingt eine Ensaïmada oder – natürlich! – Mandelkuchen probiert werden. Vollständig ist die Schlemmerei mit einem Glas Wein oder mit der Kaffee-Spezialität Carajillo.

Nicht nur deutsche Urlauber zieht die Insel an. Etwa 900.000 Mallorquinern stehen jährlich zehnmal so viele Touristen gegenüber. Der Tourismus brodelt, was jedoch der von Natur aus wasserarmen Insel nicht gut tut. Vor allem sind die Strandabschnitte durch exzessiv und billig erbaute Bettenburgen zersiedelt. Seit einigen Jahren nun bemüht sich die balearische Regierung, zumindest die allerschlimmsten Auswüchse zu rekultivieren.
Das Image der Insel als Partymeile weicht allmählich auf. Dafür sorgen spezielle Angebote fürs Wandern in der Serra Tramuntana, hochkarätige Kulturveranstaltungen sowie Konzerte in Höhlen oder auf Festungen. Davon unabhängig sind allerorten idyllische Ruheplätze zu finden.

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