Die Kerbeborsch (Kirmesburschen) ziehen durchs Dorf und sammeln Eier ein. Daneben geht es zum Gickelklauen, also dem Stehlen eines Hahns. Was durchaus nicht heißt, der angehende Ex-Hahn-Besitzer würde vom Eierheischen "verschont". Manchem wird die volle Ladung an Zu- oder eher: Entwendung zuteil. Die Eier werden anschließend von sehr verständnisvollen Dorffrauen verarbeitet, um die Kerbeborsch zu bewirten. Heischegänge machen nämlich arg hungrig!
Im Ahrtal sind die Heischegänge als Kötte bekannt. Sie werden unterjährig immer wieder zu den verschiedenen Anlässen durchgeführt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ist belegt, dass Franziskanermönche vom Apollinarisberg in Remagen im Oktober auf Kötte gingen und dabei Kartoffeln für den nahenden Winter erbaten.
Von Europa nach Nordamerika und wieder zurück: trick or treat – Saures oder Süßes! Aber nein, die deutschen Kinder fordern: "Süßes oder Saures, Süßes oder büß' es!" Trick heißt Streich und treat ist etwas Köstliches. In der deutschen Übersetzung sind die beiden Dinge vertauscht. Es reimt sich einfach besser.
"Spinnenfuß und Krötenbein, wir sind viele Geisterlein. Wir haben leere Taschen und wollen was zum Naschen." Halloweens europäische Wurzeln entsprießen an Allerheiligen. Das Fest All Hallows' Evening vermischte sich mit den Lichterbräuchen um Martini und wanderte aus nach Amerika, um dort mit weiteren Ritualen durcheinander gewürfelt zu werden. "Geister rufen, Hexen lachen. Gebt uns Süßes, sonst wird's krachen!"
Junggesellen treffen sich zum Allerseelenbrabbeln. Wobei diese Lautäußerung als Singen zu verstehen ist. Derart wird Geld gesammelt für die Pflege von Kriegsgräbern sowie für Totenmessen für die im letzten Jahr Verstorbenen. Mitunter bedarf die Kirchengemeinde selbst der Spenden. Für die Sammler gibt es zwischendurch manch hochprozentiges Schlückchen. Zwecks Aufwärmens und um die Kehle zu befeuchten. "Mij heesche füer dö Kejaze un sare Üch füerwoah: Ze Kallemöt en dö Kerech soll brenned se ston. .... Mij danke füer de Jabe, die Ihj oss ha't jedohn. Dofüer soll Üche Siejel bei Jott jeschrefe stohn. (Wir heischen für die Kerze und sagen Euch fürwahr: Zu Kallmuth [= lokaler Ortsteil] in der Kirche soll brennend sie stehen. ... Wir danken für die Gabe, die Ihr uns habt getan. Dafür soll Eure Seele bei Gott geschrieben stehen.)"
Jungs und Burschen dotzen hier. Dabei bitten sie um Brennmaterial fürs Martinfeuer. "Dotz, dotz, Dollendorf, jeff m'r nen aalen Mäteskorf! Jeff m'r en Büsch Strüh, verbrenn mer Läus un Flüh!" Um ihrem Begehr Nachdruck zu verleihen, führen sie eine Bunneroome (Bohnenstange) mit sich, die sie während des Gesangs dotzen. Dotzen beschreibt das Hüpfen, Aufspringen eines Gegenstandes, beispielsweise eines Balles. Hier nun ist es die Bohnenstange, die kräftig gedotzt wird. Am Vorabend von St. Martin finden weitere Heischegänge mit Laternenumzügen statt, dann wird geschnörzt, also um Süßes gesungen.
Kinder und junge Leute treffen sich zum Alpern. Sie hängen sich Kuhglocken um und ziehen mit lautem Getöse und Geläut von Haus zu Haus. Dort werden sie für diesen "Almabtrieb" belohnt.
Bei Martinsumzügen singen die Kinder: "Hier wohnt ein reicher Mann, der uns viel geben kann. Vielen soll er geben, lang soll er leben! Selig soll er sterben, das Himmelreich erwerben. Lasst uns nicht so lange, lange stehn, denn wir müssen weitergehn, weitergehn." Das Heischen heißt hier Schnörzen und als besondere Leckerei erhalten die Kinder den Martinsweck. – Das Martinssingen gibt es in evangelischen Gebieten zu Ehren Martin Luthers, der im Übrigen an einem 10. November, also dem Vorabend St. Martins geboren wurde. In traditionell katholischen Gebieten wird der Heilige Martin von Tours verehrt.